Die Kaiserburg ist das Wahrzeichen Nürnbergs. Seit dem Mittelalter repräsentiert ihre Silhouette Macht und Bedeutung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und die herausragende Rolle der Reichsstadt Nürnberg.
Doppelkapelle (Kaiserkapelle)
Nürnberg, 1050 als Königsgut erstmals urkundlich belegt, war in der Zeit der salischen und staufischen Könige und Kaiser ein wichtiger Stützpunkt ihrer Reichs- und Hausmachtpolitik. Burg und Ort bildeten einen bevorzugten Aufenthaltsort der umherreisenden Herrscher, die hier Hoftage und Reichsversammlungen abhielten.
Dafür errichteten die Staufer auf dem Burgfelsen – über älteren Bauten – eine ausgedehnte Pfalzanlage, die noch heute das Erscheinungsbild der Kaiserburg prägt. Zur Verwaltung des Reichsguts und zur Aufrechterhaltung der Ordnung setzten sie einen Burggrafen ein, der im vorderen Bereich der Anlage (sogenannte Burggrafenburg) residierte. 1191 ging das Amt des Burggrafen an die Grafen von Zollern über.
Dank der engen Verbindung zum Königtum und der Lage am Kreuzungspunkt wichtiger Fernstraßen entwickelte sich Nürnberg rasch zu einem bedeutenden Zentrum von Transithandel und Exportgewerbe sowie zum Finanzplatz. Der Freiheitsbrief Kaiser Friedrichs II. von 1219 begünstigte die bürgerliche Autonomie der Gemeinde auf Kosten der burggräflichen Rechte und Aufgaben. Die Entwicklung zur eigenständigen Reichsstadt festigte sich mit dem Ende der Staufer 1254.
Gemälde "Kaiser Sigismund",
Albrecht
Dürer, 1512/13
© Germanisches Nationalmuseum
(Foto: Dirk Meßberger)
Aus den erbitterten Auseinandersetzungen mit den zollerschen Burggrafen, die in Franken umfangreiche Territorien erwarben und erst auf der Cadolzburg, später in Ansbach neue Herrschaftszentren bildeten, ging die Stadt schließlich als Sieger hervor: 1422 übertrug ihr Kaiser Sigismund die Verantwortung für die Burg zum Wohl von König und Reich. Die Nürnberger hatten wohl auch ihre Hände im Spiel, als Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt 1420 die Burggrafenburg überfallen und niederbrennen ließ. 1427 erwarb die Stadt die Überreste der Burggrafenburg von Burggraf Friedrich VI., der als Kurfürst von Brandenburg ein neues Tätigkeitsfeld fand. Seit dieser Zeit war die gesamte Burganlage im Besitz der Stadt.
Im Spätmittelalter galt Nürnberg als die "vornehmste und best gelegene Stadt des Reiches". Die Stadt war Schauplatz zahlreicher Reichsversammlungen, und seit 1356 bestimmte die »Goldene Bulle« Kaiser Karls IV., jeder neu gewählte Herrscher müsse seinen ersten Hoftag in Nürnberg abhalten. Nürnberg wurde damit zu einem der Zentren des Reichs – neben Frankfurt als Ort der Königswahl und Aachen als Ort der Königskrönung.
Porträt Maximilians I. am Portal der Kaiserkapelle
Die meisten Kaiser weilten hier mehrmals: Ludwig IV. "der Bayer" 74 Mal, Karl IV. 52 Mal. Dabei verlor aber die Burg an Bedeutung.
Das 1340 fertig gestellte Rathaus löste sie als Tagungsort ab, und seit Ludwig dem Bayern bevorzugten die Kaiser den Wohnkomfort der Patrizierhäuser. 1423 überantwortete Sigismund der Stadt auch die Reichsinsignien, ein Zeichen besonderen Vertrauens. Die Habsburger Friedrich III. und sein Sohn Maximilian I. residierten als letzte Kaiser für längere Zeit in Burg und Stadt.
Ihr Nachfolger Karl V. brach auch mit der Tradition, seinen ersten Hoftag in Nürnberg abzuhalten: Wegen in Nürnberg grassierender Seuchen verlegte er ihn nach Worms und kam dann erstmalig 1541 auf der Durchreise zum Regensburger Reichstag nach Nürnberg.
Die Annahme der Reformation 1524 führte zur Entfremdung zwischen der protestantischen Stadt und den katholischen Kaisern. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde der Reichstag 1663 endgültig nach Regensburg verlegt.
Kaisersaal vor dem Jahr 1939
© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reichs 1806 und der Eingliederung Nürnbergs in das Königreich Bayern fand die Burg als Denkmal deutscher Geschichte neues Interesse. König Ludwig I. ließ sie ab 1833 durch den Architekten Carl Alexander von Heideloff neu ausgestalten, um dort als Landesherr wohnen zu können.
Doch die begonnene Innendekoration im Sinne einer romantischen Neugotik traf nicht den Geschmack des Königs, weshalb er die Baumaßnahmen 1835 unterbrach. Erst sein Sohn Maximilian II. ließ die Einrichtung einer Königswohnung 1851 bis 1858 durch August von Voit vollenden.
1866 griffen die Hohenzollern nach der Kaiserburg: Ludwig II. musste König Wilhelm I. von Preußen nach der Niederlage im Krieg von 1866 die Mitbenutzung der "Burg seiner Väter" einräumen. Kaiser Wilhelm II. hat die Burg mehrfach bewohnt und nicht versäumt, sich dabei als "Burggraf von Nürnberg" zu bezeichnen.
Kaisersaal nach der Purifizierung
durch Rudolf Esterer
© Hans Eckstein
Nach dem Ende der Monarchie 1918 fand die historistische Ausgestaltung von Palas und Kemenate keinen Anklang mehr. 1934 begann unter Rudolf Esterer eine Überarbeitung, die die Neugotik zugunsten des vermeintlichen Urzustandes beseitigen, gleichzeitig aber – in Hinblick auf künftige Reichsparteitage der NSDAP – eine "Ehrenwohnung" für hohe Gäste des Reichs schaffen sollte. Die Burg sollte nicht nur "als Denkmal erhalten werden, sondern wieder ihren alten Platz im Leben der Nation einnehmen" (Heinrich Kreisel). Esterer glaubte, durch Beseitigung der neugotischen Ausstattung und durch "zeitlose deutsche Handwerkskunst" Vergangenheit und Gegenwart zusammenführen zu können.
1945 lag fast die gesamte Kaiserburg in Trümmern, bedeutende romanische und spätgotische Bauteile blieben jedoch fast unbeschädigt erhalten. Gleich nach dem Krieg baute Rudolf Esterer die Anlage fast wieder so auf, wie er sie vor dem Krieg im Sinne der "schöpferischen Denkmalpflege" gestaltet hatte.
© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Die Dauerausstellung wurde im Jahr 2013 von der Bayerischen Schlösserverwaltung in Zusammenarbeit mit den Nürnberger Museen neu konzipiert. In der Neupräsentation der Burg werden nicht nur Bestand und Funktion der Kaiserburg in ihrer historischen Bedingtheit anschaulich erklärt, sondern auch Wissenswertes über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und die Rolle Nürnbergs im Spätmittelalter für große und kleine Besucher spannend und anregend vermittelt.
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